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22. Januar 2025

Die mit den Tieren spricht

Hinter den Kulissen des Naturmuseums Olten

Interview mit Jasmine Klasen – Leiterin Museumspädagogik des Naturmuseums Olten

Packendes Fachwissen und begreifbare Erfahrungen

Wenn Jasmine Klasen, unsere Leiterin Museumspädagogik, auf Führungen im Naturmuseum Olten über Besonderheiten der einheimischen Tierwelt spricht, hängen Gross und Klein an ihren Lippen. Sie weiss, wie sie anschaulich und mit viel Begeisterung ihr Fachwissen und die Geschichten hinter den Ausstellungsobjekten vermitteln kann. Nachdem wir bereits die Arbeitswelt unseres Museumstechnikers, eines Tierpräparators und von zwei Szenografen vorgestellt haben, geben wir dieses Mal Einblick in den Alltag einer Museumspädagogin.

Interview Jasmine Klasen, Leiterin Museumspädagogik des Naturmuseums Olten

1. Jasmine, hast Du den schönsten Beruf der Welt?

Ja! Wieso? Ich bin Biologin. Schon als Kind war ich von Natur und Tieren fasziniert und ich habe laufend Bücher mit nach Hause geschleppt, sie verschlungen und die spannendsten Fakten meiner Familie und Freunden erzählt. Im Prinzip habe ich mein Hobby nun zum Beruf gemacht: Meine Arbeit besteht darin, mir laufend neues spannendes Wissen zur Biologie und Geologie der Region anzueignen und an Kinder und Erwachsene weiterzuvermitteln.

2. Wie sieht ein normaler Arbeitstag als Museumspädagogin bei Dir aus?

«Normal» gibt es in diesem Sinne nicht, denn jeder Tag sieht anders aus. Die meiste Zeit bin ich damit beschäftigt, die Bildungsangebote und Kinderprogramme zu konzipieren, zu organisieren und durchzuführen. Neben klassischen Schulführungen und Workshops bietet das Naturmuseum Olten ein diverses Programm an: für die Jüngsten die «Zwergliführungen», für Schulkinder der 1. bis zur 4. Klassen den «Käferklub», ab der 5. Klasse das Format «Jugend & Wissenschaft», sowie Führungen für Erwachsene oder Weiterbildungen für Lehrpersonen. Mit diesen Programmen bin ich auch oft ausserhalb des Naturmuseums unterwegs, z.B. um Flusskrebse mit einem Spezialisten im Rahmen von «Jugend & Wissenschaft» zu kartieren oder im Bornwald nach Tierspuren Ausschau zu halten, während unseres Ferienpasskurses.

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Was für ein besonderer Arbeitsplatz! Die imposante biologische Vielfalt des Kantons auf einem Stock.

3. Welche Aufgaben gehören ausserdem zu Deiner Arbeit im Naturmuseum Olten?

Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist auch die Öffentlichkeitsarbeit, um unsere Angebote unter die Leute zu bringen. Weiter nimmt die Organisation und Koordination von Grossanlässen des Hauses der Museen, z.B. der anstehende Familiensonntag, Ostern, die Schweizerische Erzählnacht oder der traditionelle Samichlaus-Nachmittag, Zeit in Anspruch. Und wenn eine neue Sonderausstellung ansteht, heisst es, sich in ein ganz neues Thema einarbeiten, didaktische Materialien ausarbeiten und Führungsangebote konzipieren sowie ein spannendes Rahmenprogramm zusammenstellen, das in Erinnerung bleibt.

4. Im Austausch mit unseren Besucherinnen und Besuchern kannst Du Ihnen aussergewöhnliche Erlebnisse bescheren. Wenn Kinder zum Beispiel erstmals den Schädel eines Dachses berühren und in ihren eigenen halten dürfen, sind sie fasziniert davon. Gleichzeitig zu hören, dass Gleichaltrige diesen mit Dir beim letzten Ferienpass im Bornwald gefunden haben, schafft eine starke Verbindung. Gibt es andere Momente als Museumspädagogin im Naturmuseum Olten, die Dich besonders berührt haben?

Für mich gibt es unzählige solcher Momente. Wenn ich mein Wissen über die Natur und Tierwelt an unsere Besuchenden weitergebe, ihr Interesse geweckt wird und Kinderaugen leuchten, erfüllt mich das sehr. Für mich ist es wichtig, dass ich einen Beruf habe, in dem ich etwas bewirken kann. Ich bin überzeugt davon und sehe es als meine Aufgabe, das Verständnis und den Wert der Natur und Tierwelt gerade bei jungen Leuten zu fördern, damit künftige Generationen ihnen Sorge tragen. Wenn Kinder nach einem Museumsbesuch den Wolf nicht als bösen, menschenfressenden Schadensstifter sehen, sondern als Top-Prädator, der eine unglaublich wichtige Rolle im Ökosystem für das Bestehen und die Gesundheit des Waldes und der Waldtiere hat, ist das einer der wertvollsten Momente für mich.

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Während eines Ferienpasses am Born bei Olten untersuchen Kinder einen Baum mit Jasmine. Warum fehlt ihm die Borke?

5. Du bist Biologin und hast das Verhalten von Erdmännchen in der Kalahari studiert. Trotzdem bist Du nicht Forscherin geworden. Warum?

Nach meinem Biologiestudium und einjähriger Masterarbeit wollte ich mich von der Theorie in die Praxis wagen und Fuss in der Arbeitswelt fassen. So habe ich in diversen Zoos, z.B. dem Zoo Zürich, dem Walter Zoo Gossau und dem Zoologischen Garten Basel gearbeitet. Eher durch Zufall bin ich dann in die Zoopädagogik hineingerutscht. Dabei habe ich entdeckt, wie viel Spass mir die Wissensvermittlung macht und fortan diesen Weg verfolgt. Nun bin ich Museumspädagogin im Naturmuseum Olten und Zoopädagogin im Natur- und Tierpark Goldau. Mein Beruf gefällt mir sehr gut, eine Rückkehr in die Forschung schliesse ich nicht aus. Wer weiss, vielleicht erforsche ich eines Tages die Kommunikation von Orcas.

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Während der Feldforschung in der Kalahari kam es nicht selten vor, dass ein Erdmännchen Platz auf Jasmines Kopf fand, um nach Feinden Ausschau zu halten.

6. Das neue Jahr 2025 hat eben begonnen. Auf welche beruflichen Highlights im Haus der Museen freust Du Dich besonders?

Am 19. März eröffnen wir die Sonderausstellung «tick tack — der Countdown des Lebens». Die Ausstellung befasst sich mit Alterungsprozessen und den unterschiedlichen Phasen des Lebens. Auch philosophische Fragen werden thematisiert. Ich freu mich sehr, mich in diese Thematik einzuarbeiten. Für Schulen bieten wir spezielle Workshops an, bei denen in einem Schreibatelier wichtige Fragen zum Thema Altern diskutiert werden. Zum Beispiel: «Was ist das beste Alter, und wie alt möchte ich werden?». Auf den Austausch mit den Schülerinnen und Schülern bin ich sehr gespannt. Es wird philosophisch und sicherlich auch emotional.

7. Was ist Dein Lieblingsobjekt im Haus der Museen und warum?

Das ist eine schwierige Frage, denn ich habe nicht nur ein Lieblingsobjekt in der Ausstellung des Hauses der Museen. Die liebste Zeit verbringe ich während den Führungen bei den Beutegreifern Luchs, Wolf und Bär. Nicht nur bei jüngeren Museumsbesuchenden machen die Exponate dieser Prädatoren Eindruck. Mir ist es auch ein grosses Anliegen, Vermittlungs- und Aufklärungsarbeit über Luchs, Bär und Wolf zu leisten, da diese Tiere momentan politisch sehr im Fokus stehen und viele biologische Unwahrheiten kursieren. Müsste ich ein Lieblingsobjekt nennen, dann ist es der Luchs. Er weckt den Eindruck, als würde er gerade mit der erlegten Gämse an einem vorbeiziehen und lässt einen an diesem intimen Moment teilhaben. Der Tierpräparator Lorenzo Vinciguerra hat unglaubliche Arbeit geleistet.

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Jasmine!

Remo mit Caspar 2023

Der im Naturmuseum ausgestellte Luchs zeigt mit erlegter Beute eindrücklich, dass er einer der Top-Prädatoren des Tierreichs ist.

Haus der Museen
Naturmuseum Olten
Konradstrasse 7
4600 Olten

Tel. +41 (0)62 206 18 00
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