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05. Oktober 2023

Remo Leuenberger - Techniker der Herzen

Hinter den Kulissen des Naturmuseums Olten

Zweites Interview mit Remo Leuenberger, Museumstechniker

Remo Leuenberger 2 2023 2

Ein Beruf mit verschiedensten Aufgaben

Schon seit Dezember 1999 arbeitet Remo Leuenberger nun für die Oltner Museen als Museumstechniker. Vor der Eröffnung des Hauses der Museen (kurz HdM) im November 2019 kümmerte er sich nebst den drei Museen unter dem Dach des HdM auch noch um das Kunstmuseum Olten. Zu seinen Hauptaufgaben gehört der Unterhalt der Gebäude, also auch der Aussendepots, wo die Sammlungen des Naturmuseums Olten und des Historischen Museums Olten aufbewahrt werden. Anderseits sind es vor allem die Auf- und Abbauten der Sonderausstellungen im HdM sowie Spezialaufträge (z.B. das Anfertigen von Modellen und Ausstellungseinrichtungen oder Transportaufträge), die seinen Alltag massgeblich prägen.

Interview mit Remo Leuenberger, Museumstechniker

1. «Es git ke schönere Job uf dr Wäut!» haben schon alle, die mit Dir arbeiten, aus Deinem Mund gehört. Was liebst Du an Deinem Beruf als Museumstechniker?

Es gibt nichts Abwechslungsreicheres! Ich habe mit verschiedenen Leuten, in verschiedenen Ausstellungen und mit verschiedensten Materialien zu tun, und das jeden Tag.

2. Gibt es überhaupt «normale» Arbeitstage in Deinem Beruf? Wie sieht so ein Arbeitstag bei Dir aus?

Nein, eigentlich nicht. Ich schaue am Morgen in meine Agenda und nehme mir vor, das zu machen, was ich mir dort notiert habe. Aber dazu kommen etliche andere Aufgaben wie dringende Reparaturen in den Ausstellungen. Manchmal braucht es mehr Zeit, etwas zu flicken, und dann habe ich am Abend sicher nicht gemacht, was ich mir morgens als Tagesprogramm vorgenommen hatte.

3. Hast Du einen eigentlichen Arbeitsplatz im HdM?

Ja, ich habe ein eigenes Büro mit meinem Laptop und im Keller sowohl eine Sauberwerkstatt (Anmerkung: es entsteht kaum Staub, hier rahmt und verglast Remo z.B. Bilder) als auch eine Schreinerwerkstatt. Dort kann ich Spezialanfertigungen für Ausstellungen passgenau herstellen. Zum Beispiel diese Installation für die Ausstellung «Eiszeit», die den Transport von Leitgesteinen auf dem Rücken des Gletschers erlebbar macht.

Gletschertransport 1 2023

Aus einer Skizze wird Realität.

Gletschertransport 1 2023

Arbeit mit Gesichtsmaske während der Pandemie.

4. Du bist gelernter Möbelschreiner und verfügst über den eidgenössischen Fachausweis im Anlagenunterhalt und der Hauswartung. Im HdM kümmerst Du Dich um alles: von Haustechnik über Montagelösungen bis zum technischen Sammlungsunterhalt. Eine eigentliche Ausbildung als Museumstechniker gibt es nicht. Was sollte jemand, der Deinen Beruf ausüben möchte, mitbringen?

Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit sind wichtig in meinem Beruf, handwerkliches Geschick, rasche Auffassungsgabe und Kommunikationsfähigkeit von grossem Vorteil. Mir rutscht schon mal ein «Das geid nid!» raus. Wichtig ist mir, dass ich meine Meinung begründen kann und wir gemeinsam die bestmögliche Lösung finden.

5. Seit November 2019 ist das Haus der Museen eröffnet. Was hat sich an Deiner Arbeit mit dem Umbau dieser Liegenschaft verändert?

Die Zugänge ins und im Haus haben sich gegenüber früher sehr verbessert. Die Wege im Haus sind breiter. Wir haben zwei Lifte, in den einen kann ich sogar eine Europalette einladen. Unser Beleuchtungssystem im ganzen Haus ist super, weil es u.a. ermöglicht, Adapter auf drei verschiedenen Phasen zu montieren, was wir vorher nicht hatten. So können die Medienplayer in den Ausstellungen separat von der Beleuchtung zugeschaltet werden während der Öffnungszeiten des Hauses. Schliesslich sind auch die neuen Böden einfacher zu reinigen als früher. Es sind noch viel mehr Kleinigkeiten, die in der Summe aber eine enorme Arbeitserleichterung bedeuten.

6. Hast Du ein Lieblingsobjekt im Haus der Museen und warum gerade dieses?

Da gibt es einige. Aber ein Objekt hat mich die ganze Zeit seit ich in den Oltner Museen arbeite begleitet, die Oltner Madonna. Ich habe sie schon einige Male im Historischen Museum ausgestellt, habe sie mehrmals in Zürich abgeholt, sorgfältig eingepackt und zur Ausstellung perfekt ausgeleuchtet. Sie ist mir schon besonders ans Herz gewachsen.

7. Die nächste Ausstellung des Naturmuseums heisst «Upcycling Music» und ist interaktiv. Anfassen und Ausprobieren der ausgestellten Musikinstrumente sind ausdrücklich erwünscht. Ist das nicht heikel aus museumstechnischer Perspektive?

Man muss klar unterschieden, welche Objekte angefasst werden dürfen und welche nicht. Bei «Upcycling Music» ist mit Max (Anmerkung: Max Castlunger, der die Ausstellung realisiert hat und während vom 17. November bis 17. Dezember 2023 betreut) fast immer jemand vor Ort und er zeigt vor, wie die Musikinstrumente benutzt werden sollen. Aus konservatorischer Sicht sind ausgestellte Objekte in der Regel geschützt durch Vitrinen, Hauben, Absperrbänder oder ähnliches.

Merci vielmol fürs Interview, Remo!

PS: für ganz Wissbegierige eine Leseempfehlung zur Oltner Madonna 

Remo mit Caspar 2023

Mit Caspar Klein vor dem Atelier des Naturmuseums Olten.

Haus der Museen
Naturmuseum Olten
Konradstrasse 7
4600 Olten

Tel. +41 (0)62 206 18 00
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