Auch das Naturmuseum Olten bewahrt Tausende von Naturalien verschiedenster Art auf und macht sie für Forschende zugänglich, wie kürzlich geschehen.
Ein Käferspezialist besucht uns
Die geologischen, paläontologischen, zoologischen und botanischen Objekte in der Sammlung des Naturmuseums Olten dokumentieren das Naturerbe der Region. Sie sind wichtige Zeitzeugnisse. Sie dienen auch als wissenschaftliche Fundgrube, wie dieses kleine Beispiel zeigt.
Immer wieder fragen uns Forschende an, ob sie unsere Sammlung besuchen dürfen. Es freut uns immer, wenn wir ihnen unsere Schätze zugänglich machen können und sie ihr Fachwissen mit uns teilen. In einer solchen Mission besuchte uns letzte Woche Vivien Cosandey.
Käfer der Schweiz – ein Jahrzehnteprojekt
Vivien arbeitet für das Muséum d’histoire naturelle in Genf und interessiert sich für Wasserkäfer. Zu diesen zählen Käfer verschiedener Familien, die — von einigen terrestrischen oder bodenlebenden Ausnahmen abgesehen — immer oder wenigstens in einer bestimmten Lebensphase im Wasser leben. Über die Vertreter dieser Gruppe ist für die Schweiz wenig bekannt. Seit vielen Jahren sind Spezialistinnen und Spezialisten wie Vivien dabei, Artenlisten und Verbreitungskarten für alle Käfer der Schweiz zu erstellen, koordiniert in einem Grossprojekt. Es steht unter der Leitung von info fauna, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Fauna.
Die beteiligten Forschenden wie Vivien besuchen alle Naturmuseen der Schweiz. Hier, in den Museen, finden sie historische Belegexemplare. Diese sind wertvoll, da sie Anhaltspunkte geben, welche Käferarten wo vorkamen. Dies erleichtert die heutige Suche nach ihnen.
Wasserkäfer im Naturmuseum Olten
Zwar hat das Naturmuseum Olten keine eigentliche Käfersammlung, trotzdem wurde Vivien fündig. Seit 1932 bewahren wir unter anderem ein Exemplar vom Grossen Kolbenwasserkäfer Hydrophilus piceus auf. Es handelt sich um einen der grössten Käfer, den es überhaupt in der Schweiz gibt. Dieser bis zu fünf Zentimeter lange, schwarzglänzende Kerl ist als ausgewachsenes Tier ein Pflanzenfresser. Die Larven dagegen sind räuberisch und fressen andere Insektenlarven, Wasserschnecken, oder Laich von Fischen und Amphibien, und deren Larven.
Unser Exemplar stammt aus Liestal, allerdings ohne genauere Angaben. Gemäss der historischen Karte aus dieser Zeit dürfte es sich entweder um den Weiher beim Bad Schauenburg oder — viel naheliegender — die Forellenzucht beim Orishof handeln. Auf der Verbreitunsgkarte von Hyprophilus piceus ergibt sich damit ein neuer oranger Punkt. Diese Karte ist nichtsdestotrotz sehr löchrig und Vivien geht davon aus, dass die Art im Rückgang ist.
Bevorzugt lebt Hydrophilus piceus in stehenden Gewässern mit einer vielfältigen Wasservegetation. Durch Nährstoffeinträge, aber vor allem durch zunehmendes Austrocknen wegen mangelndem Niederschlag, Wasserfassungen oder Entwässerung, verändern sich diese Lebensräume aber ungünstig und sind als Habitat für diese Art nicht mehr geeignet.
Ob sich jemand bei der Forellenzucht erkundigen wird nach Hydrophilus piceus? Es ist dem Käfer zu wünschen, dass eine etwaige Anfrage diskret erfolgt!